stoffwechsel | presnova | ricambio | 2007
    interdisziplinäre und transregionale projektreihe
des universitätskulturzentrums unikum
2007
   

 
    Im 21. Jahr seines Bestehens widmet sich das UNIKUM verschiedenen Transformationsprozessen in der ästhetischen Arbeit sowie während der Rezeption von Kunst. Kunstproduktion und -konsum werden als eine Art geistiger Verdauung aufgefasst, wobei der Kunstvermittlung die Rolle eines Enzyms zukommt. Die verschiedenen Phasen des organischen bzw. physiologischen Stoffwechsels – von der Aufnahme über die Umwandlung zur Ausscheidung – bilden das metaphorische Gerüst für ein Jahresprogramm aus Einzelprojekten, die dem Thema auf unterschiedlichen Ebenen und mit vielfältigen künstlerischen Mitteln gerecht zu werden trachten.
Dies geschieht allerdings nicht auf einer abstrakt-diskursiven Ebene, sondern vor dem Hintergrund konkreter gesellschaftlicher Entwicklungen. Mit dem Motto Stoffwechsel ist daher auch der Anspruch verknüpft, regional relevante Themen auf eine nicht-provinzielle Ebene zu verlagern und dort unorthodoxe Formen der Auseinandersetzung zu erproben. In Anbetracht der Kärntner Verhältnisse sieht sich das UNIKUM einmal mehr gefordert, kreative Zeichen gegen Eindimensionalität und politische Engstirnigkeit zu setzen. Allen Projekten gemeinsam ist die Methode der Zersetzung (einer Grundvoraussetzung jedes Stoffwechsels): Kunst dringt in profane (öffentliche) Räume und alltägliche Situationen ein und soll die Abspaltung von Erkenntnis ermöglichen. Adressaten der Interventionen sind Menschen, die gewöhnlich kaum mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern und deren Arbeit in Berührung kommen.
Eine weitere Dimension des Jahresthemas ergibt sich aus dem grenzüberschreitenden Kulturaustausch als ergiebigste (nährstoffreichste) Form des bilateralen Stoffwechsels. Konkreter Anlass sind die bevorstehende Aufnahme Sloweniens ins Schengenland und die damit verbundene Auflösung einer einst mit Blut geschriebenen Grenze. Nachbarschaftspflege wird dabei nicht unter dem Gesichtspunkt der Diplomatie oder der Folklore praktiziert, sondern als Gärungsprozess verstanden, der gelegentlich auch schwer Verdauliches hervorbringen kann.