CORINNA SORIA

KAR PRIDI. SPET IN SPET. [ SLOVENSKO ]

Nedelja vor zwanzig schönen Jahren. Ein Ich in Aktion.
Telefon aktiviert und Landeplatz gesucht. Kar pridi, spet in spet. Klick.
Kommt es also. Gern auch immer wieder. Reißt den Batikschal vom Haken, schlingt ihn um den Hals, und schwirrt hinaus zur Tür, hinaus zur Tür.
Ach, du makelloser Batikschal um eines Iches Hals. Moj bog! War es da jung!
Rennt zum Rad und schwingt sich auf den Sattel, fährt meja-wärts. Die Grenzen sind offen. Im Kopf. Die Grenzen sind nicht zu.
Läuten.
Tür öffnen. Wind bläst, Fenster schlagen.
– Tür zu, du Klachel du!
Ist es also geworden ein Klachel, das sonntagsfrische Ich.
– Ach so, ich hab gedacht, es ist der Franz.
Nein, ist nicht der Franz. Gekommen ist Ich. Und immer wieder. Ist gebrandet gekommen. Hat sich aufgemacht in Iches Brust ein Tiefklang der durch die Adern pocht und sirent. Angebrandet das Leben zwischen den Grenzen. Brandet mit aller Kraft, denkt nicht an Grenzen, Sprachen, Anderheiten. Wozu wohl. Wozu wohl zensurieren die Gischt.
Hat geträumt von dir, so wie du stehst, hochaufgeschossen stehst in deiner Gutaussicht.
Hat geträumt, daß bei dir doma sei.
Und hat geträumt von einem Rosenbusch in einem Feld in weiter Landschaft. Fängt er an zu singen, der Rosenbusch, der große, singt in fremder Sprache. Wort für Wort gehört und nicht verstanden davon ein einziges Wort. Nicht ein einziges Wort.
Kannst du das bitte übersetzen: Nicht ein einziges Wort.
Danke.
Ich steht also vor dir. Glückselig. Du stehst vor deinen Blättern und platschst den Pinsel über die ganze Reihe feinstes Papier, fffssss, fffssss, fft, fft. Pinsel ausgetropft.
Doma? Ich?
Ja und nein. Manchmal.
Die Sprachen deine. Zweien. Ist eine mehr an Sprachen. Ist eine mehr an Welten, eine mehr an Stimmen. Da werde ich. Werd weiter, größer, tiefer. Doma im Innen der Stimme, ist im Innen, im Sein.
Tujina?
Manchmal ist tujina bei mir. Kündigt sich an mit prastraaahhh ... straaaaahhh Wie ein Gongschlag. Wmmmmmmmhhh. Tujina da, wo du herausgezerrt bist. Prastrah trommelt: Bring deinen Pelz ins Trockene!
Tujina. Fremd in der Mitten der ganzen Bekanntschaft, Verwandtschaft und sonstigen Anhaft. Angehaftet an Namen. Als wär das schon was zum Daheimsein. Da kommt mir das große Lachen. Unter den Blinden bin ich gesessen, am Brunnen, hinausgeworfen vors Tor und habe an die Namen gedacht. Gebt mir mehr Namen, macht mich nicht minder, denn das mindert euch mehr.
Aber daheim bin ich im Innen, im Sein.
Und doma manchmal bei dir.
Setz mich also hinter deinen langen Tisch, bei dir. Kein garstiger Wein, dein stattlicher Wein. Fährt ein. Hör Lieder und versteh kein einziges Wort, fehlt nur noch der Rosenbusch. Der Rosenbusch ...
– Heute mache ich die Blattl’n fertig.
– Gute Idee! Und ich winde mir heute jezik vom Finger.
– Gute Idee. Nimm den Stift und nimm den Wein ..., gehört alles dir.
Prastrah wird im Moment nicht gebraucht. Tujina überflüssig daheim. Wichtigeres ist zu tun.
– Wie findest du meinen jezik?
– Du selbst musst wissen, was du tust. Sagen kann dir das keiner. Keiner. Nur du weißt, was du zu machen hast. Aber sie werden schon, unsere Blattl’n, findest nicht auch?
Sledovi. Bleibend.

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