Zu Rande Kommen
Eine Fuß- und Bahnreise von Ljubljana zum Meer

I. Weggang
Wanderung von Ljubljana nach Notranje Gorice
An der Ljubljanica
 
Am Wege
Notranje Gorice | Niederpuchel
Sieht man von der melancholischen Bahnstation und dem kühnen Dekolleté der Pizza-Kellnerin ab, kann das langgestreckte Dorf kaum als Sehnsuchtsort bezeichnet werden. Zu nichtssagend sind die Häuser entlang der Hauptstraße und allzu hässlich die neuen Siedlungen an ihren Wurmfortsätzen. Allein aufgrund seiner Geschichte und Lage kommt Notranje Gorice eine gewisse Bedeutung zu, gilt es doch als ältestes Dorf im westlichen Ljubljanske barje, das schon vor 6.600 Jahren bewohnt war und mit seinem »Hausberg« Plešivica am weitesten aus dem Moor herausragt. Zeugnisse aus der Steinzeit sind die Überreste von Pfahlbauten, ein aus dem Torf geborgener Einbaum sowie diverse Werkzeuge, die im Ethnologischen Museum in Ljubljana besichtigt werden können. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert, als der Ort dem Stift St. Paul im Kärntner Lavanttal unterstellt war.
Wer sich das Warten auf den Pendlerzug mit einem Rundgang verkürzt, wird ein Denkmal der jüngeren Geschichte entdecken. Es ist ein unbeholfen bemalter Bildstock, der an eine Pest- und Pockenepidemie in den Jahren 1850 bis 1860 erinnert, die zwei Drittel der Bewohner hinwegraffte und das Dorf für Jahre von der Außenwelt abschnitt. Unter Seuchen hatten auch die russischen Kriegsgefangenen zu leiden, die 1848 zum Bau des Bahndammes über das Laibacher Moor eingesetzt wurden. Unter schlimmen Arbeitsbedingungen wurden Unmengen von Geröll in den schlammigen Grund verfrachtet, bis sich endlich eine tragfähige Basis für den Bahnkörper bildete. Als Baumaterial diente der Kalkstein aus dem kamnolom von Notranje Gorice, der auch im 2. Weltkrieg, als das Bahnviadukt von Borovnica zerstört wurde, den Rohstoff für die neue Trasse lieferte. Weitere Steinbrüche, bedeutend größer und noch immer im Betrieb, finden sich im benachbarten Kamnik pod Krimom sowie in Verd bei Vrhnika.
Bleibt noch der Hinweis auf ein hinter einem hohen Zaun verstecktes Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, das Valvasor einst als »Schloss Moostal« bezeichnete, sowie auf die Pfarrkirche Svetega Martina, die gleich zwei Besonderheiten aufweist: einen oberirdischen Gastank hinter der Apsis, sowie einen Friedhof mit überirdischer elektrischer Beleuchtung.
 
Einkehr:
Picerija Pr'Pavlet
. Beliebter Treffpunkt der Dorfbewohner, an dem auch Wanderer ausnehmend freundlich bewirtet werden. Hausgemachte Pizzen, gute Salate und mexikanische Gerichte; Gastgarten mit Parkplatzblick, montags geschlossen, 00386 1 365100, www.prpavlet.si

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