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Gärtnerei Toschkoff am Sumpfweg

Das Universitätsviertel, der westlichste Abschnitt des Stadtteiles Waidmannsdorf, war bis in die 1960er Jahre quasi Niemandsland – kaum bebaut und nur teilweise landwirtschaftlich genutzt. Das alte Dorf (im Bereich der heutigen Lueger Straße bzw. des Baumbachplatzes) wurde 1192 erstmals als »Witansdorf« genannt und später als Witensdorf, das uns 1785 als »Weitensdorf« begegnet. Die slowenische Ortsbezeichnung Otoče (Inseln) verweist auf die regelmäßigen Überschwemmungen in dem Gebiet. Die einstige Gemischtsprachigkeit lässt sich auch an einigen alten Riedbezeichnungen wie Podgrabnam (unter dem Graben) oder Spodnje polje (Untere Felder) ablesen.
Zur Zeit der Erstellung des Franziszäischen Katasters gehörte das heutige Uni-Viertel größtenteils noch zur Ortschaft St. Martin, das einst Zitolig hieß (von Sitovljiče=Binsendorf). Die Gemeindeverwaltung oblag bis 1939 St. Martin.
Eine permanente landwirtschaftliche Nutzung war ursprünglich nur auf den aus dem Sumpf herausragenden »Sieben Hügeln« bzw. dem flachen Paulitschkogel südlich der Universität möglich. Die dazwischen liegenden Sauerwiesen wurde als »Allmende«, d. h. als allgemein zugängliche Weidefläche bzw. Mähwiese genutzt. Die einzige wirtschaftliche Verwertung des Moors bestand in der »Ernte« von Torf. So wurden 1772 bei Maria Loretto 200.000 Torfziegel gestochen, die auf dem Lendkanal nach Klagenfurt befördert wurden. Feste Häuser bestanden nur entlang der Villacher Straße. Brachte die ersten Teilregulierung der Sattnitz Mitte des 19. Jahrhunderts eine Vergrößerung der Weideflächen, konnte erst mit der zweiten, 1950 abgeschlossenen Melioration (Trockenlegung) genügend Bauland für eine Ausdehnung der Stadt Richtung Wörther See gewonnen werden.
Ging die Verbauung Waidmannsdorfs im »Dritten Reich« noch planmäßig vor sich (wobei die Nationalsozialisten etwa bei der Errichtung der Kanaltalersiedlung bemerkenswerte Anleihen beim sozialen Wohnbau der Sozialdemokratie nahmen), war die Bauentwicklung in den letzten Jahrzehnten dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Von einer vernünftigen Stadtplanung in diesem Gebiet kann bis heute kaum gesprochen werden. So kam es nach dem Bau der Universität 1970 zwar zu einer bis heute fortschreitenden baulichen Verdichtung bzw. Auffüllung im Westen Waidmannsdorfs, doch die Herausbildung eines neuen urbanen Ortszentrums mit entsprechender Infrastruktur und Verkehrsanbindung ist weitgehend ausgeblieben. Auch die architektonische Qualität der meisten aus dem Boden gestampften Wohnblocks und Reihenhaussiedlungen hält sich in Grenzen.
Dazwischen erstrecken sich immer noch Äcker und Felder; vor allem das Gebiet zwischen Kranzmayerstraße und Südring wird nach wie vor hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt. Angebaut werden – in Fruchtfolge und im Rahmen des ökologischen Umweltprogrammes ÖPUL – vor allem Futtermais, Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen), Gerste, Soja und Kleegras. Westlich der Südufer-Straße, wo eine ackerbauliche Nutzung wegen des hohen Grundwasserspiegels nicht möglich ist, werden einige Flächen als Futterwiesen genutzt. Bewirtschaftet werden die Flächen u. a. von zwei Bauern in der Höhenstraße am Fuße des Goritschnigkogels. In Waidmannsdorf selbst, das im 19. Jahrhundert 17 Bauernhöfe zählte und wo Ende des 20. Jahrhunderts noch eine Landwirtschaft existierte, gibt es heute keinen einzigen Bauern mehr.

Albert Eibel *