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Straßenbahn-Remise Nähe Wilsonstraße

Die Umstellung auf elektrischen Straßenbahnbetrieb dauerte in Klagenfurt länger als in anderen Städten der Monarchie. Erst im Mai 1911 wurde die erste Teilstrecke vom Hauptbahnhof bis zum Theaterplatz eröffnet. Die Linien zum See bzw. zum Kreuzbergl wurden im Sommer desselben Jahres in Betrieb genommen. Im Herbst erfolgte die Einweihung der Linie zur »Landesirrenanstalt« in Annabichl sowie zum Friedhof. Die Wagen fuhren anfangs im Viertelstunden-Intervall, später teilweise sogar im 7-Minuten-Takt. Besonders groß war die Auslastung während des Ersten Weltkriegs, als die Straßenbahn fast pausenlos für Verwundetentransporte vom Bahnhof zu den diversen Lazaretten entlang der Linie eingesetzt wurde. Spitzenfrequenzen wurden in den Nachkriegsjahren 1919 und 1920 mit 7 Millionen Fahrgästen erzielt. In dieser Zeit fuhr die Straßenbahn mit bis zu vier Waggons pro Zug.
In den 52 Jahren ihres Bestehens erlebte die elektrische Straßenbahn eine Reihe kleinerer Umbauten und Streckenänderungen. So wurde etwa im Jahr 1935, als der Straßenverkehr in Kärnten auf Rechtsverkehr umgestellt wurde, die Seelinie bis zum neu eröffneten Strandbad verlängert. Pläne zur Erweiterung des Netzes über Krumpendorf nach Pörtschach sowie nach Viktring und Maiernigg wurden ebensowenig verwirklicht wie das Ansinnen der Nationalsozialisten, den Lendkanal mit einer Prachtstraße zu überdecken und die Straßenbahn unterirdisch zu führen. Auch der 1953 entwickelte Plan, die Straßenbahn auf das Nordufer des Lendkanals zu verlegen und zweigleisig auszubauen, wurde nicht realisiert.
Fehlende Erweiterungen, mangelnde Modernisierung und die bis zum Schluss größtenteils nur einspurige Streckenführung sollten sich bald rächen. Schon nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Stimmen gegen die veraltete und »verkehrsbehindernde« Straßenbahn laut. Die schrittweise Umstellung auf moderne O(berleitungs)-Busse war nicht mehr aufzuhalten.
1954 schrieb die »Neue Zeit«: »Die Straßenbahn zum See muß weg! Wir können in absehbarer Zeit in der Villacher Straße 11.000 Autos pro Tag erwarten, da ist für eine altmodische Straßenbahn sicher kein Platz mehr.« Im selben Jahr beschloss der Gemeinderat die Stilllegung der Straßenbahn. 1963 – nachdem in 52 Jahren insgesamt 277,5 Mio. (!) Fahrgäste befördert worden waren – wurde der Fahrbetrieb der Klagenfurter Straßenbahn eingestellt.
Bald nach Stilllegung bemühte sich der Verein der Kärntner Eisenbahnfreunde, heute Kärntner Museumsbahnen, um den Erhalt der Klagenfurter Straßenbahnwagen. Sommerwaggons, die auf Kinderspielplätzen abgestellt worden waren, wurden aufgekauft und restauriert. Um die Wagen der Öffentlichkeit zeigen zu können, entstand die Idee einer Museumstramway. 1976 wurde die eingangs erwähnte, ca. 1 km lange Strecke östlich des Lendspitzes errichtet. Bis vor einigen Jahren wurde die Tramway noch als Pferdebahn betrieben, heute versieht ein elektrischer Motorwagen (von Juni bis Anfang September) den Dienst. Unser Tipp für die vergnügliche Fahrt ins »Moos«: Gelsenschutzmittel mitnehmen!

Ulrike Hengl
Daniela Pörnbacher