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Fassadenbemalung BIBLIOTHEK von Heimo Zobernig (2002)

Nicht nur Naturliebhaber, auch Kunstinteressierte kommen beim Rundgang um die Klagenfurter Universität auf ihre Rechnung. Am augenfälligsten sind die Kunstwerke an der Außenfassade des Neubaues, die 2002 als Kunst-am-Bau-Projekte realisiert wurden. Allen gemeinsam ist die Verwendung der Schrift als Ausdrucks- und Gestaltungsmittel. Dazu Martin Fritz, Kurator des Projektes: »Wissenschaft beruht auf Text und produziert Text. Was lag daher näher als ein textorientiertes Kunstprojekt vorzuschlagen, umso mehr, als die klaren Fassadenführungen der Architektur mit ihren fortlaufenden weißen Bändern die idealen Voraussetzungen dafür darstellen.«
Rätselhaft wirkt die Arbeit des aus New York stammenden, international bekannten »Sprach-Bildhauers« Lawrence Weiner. Sie befindet sich an der Westfassade des Neubaus und besteht aus drei Schriftzügen in großen Lettern. Der Text lautet »HOLZ (NASS & IN KÄRNTEN), STEIN (GLÄNZEND & IN KÄRNTEN), HOLZ (TROCKEN & IN KÄRNTEN)« und ist dreisprachig – deutsch, slowenisch, furlanisch. Durch die Verwendung der Minderheitensprachen der Regionen Kärnten, Slowenien und Friaul werden die Grenzen, die sich ja in Sichtweite der Universität befinden, thematisiert. Die Sätze sollen also (auch) Landschaft im weitesten Sinn darstellen.
Spektakulär ist der Beitrag von Heimo Zobernig an der Außenfassade des Bibliotheksgebäudes. Ein riesiger Schriftzug BIBLIOTHEK umschließt das Gebäude und hebt es räumlich und symbolisch hervor. Das eigentliche Zentrum der Universität wird durch dieses Projekt betont und benannt. »Wenn man nicht mehr sieht, was es ist, muss man es draufschreiben«, so Heimo Zobernig, der zu den profiliertesten konzeptuellen Künstlern Österreichs zählt.
Weitere Kunst-am-Bau-Beiträge finden sich im Inneren des Universitätsgebäudes, u. a. die Installation EU/OTHERS von Šejla Kamerič aus Sarajevo in den Verbindungsgängen zwischen Hauptgebäude und Neubau (auch von außen sichtbar), sowie eine Arbeit des Kärntner Malers Valentin Oman an der Übersetzerkabine des Audimax, die die Zweisprachigkeit Kärntens zur Darstellung bringt. Sie kann ebenfalls von außen durch das Fenster des Treppenhauses erspäht werden. Eine neue Arbeit ähnlichen Inhalts des Künstlers befindet sich am Gehweg zwischen Neubau und Lakeside-Park. Es ist eine auf einem Betonsockel liegende Plastik aus Gusseisen mit einem Relief aus slowenischen Ortsnamen von A wie APAČE bis B wie BRDO.


Eisenplastik von Valentin Oman (2006)
Älteren Datums ist die Skulptur des Kärntner Künstlers Jochen Traar in der Wiese östlich des Institutstrakts, errichtet im Zuge der Aktion ART-ORT:UNI des Universitätskulturzentrums UNIKUM. Sie besteht aus großen, von Kletterpflanzen überwucherten Metallbuchstaben, die sich im Geviert zum Schriftzug ART PROTECTS YOU formen. Die temporäre Installation befindet sich seit 1998 auf dem Uni-Gelände und soll dort noch bis 2008 zu besichtigen sein. Traars verschiedene ART PROTECTS YOU-Projekte – ART PROTECTS YOU IS THE RELIGION, ART IS THE NAME OF THE LORD, COME AND SEE THE NEW CHURCH OF THE LORD, AMEN – waren u. a. bereits in Venedig und Los Angeles zu sehen (siehe: www.artprotectsyou.com).
Ebenso anspruchsvoll wie »sperrig« ist das Programm des KUNSTRAUM im Lakeside Park. Er liegt im Erdgeschoß des Gebäudes II und wurde von Josef Dabernig eingerichtet. »Der Raum versteht sich (...) als Raum für Präsentationen, Veranstaltungen, Ausstellungen, ist als Diskussionsplattform und für das Studium von projektbegleitender Literatur konzipiert. Der Raum versteht sich auch als eine zu Betriebszeiten offene Kommunikationszone. (...) Im Wesentlichen versuchte ich ein Modell von funktionsbezogenem Mobiliar in Dialektik zur architektonischen Sprache zu etablieren. Meinen gestalterischen Ansatz verstehe ich als ironisch-kritischen Beitrag in der Diskussion um jenen erweiterten skulpturalen Begriff, wie er sich etwa in signifikanten Beispielen der jüngst entstandenen Museumsarchitektur äußert«, so der Künstler.
Das Ausstellungsprogramm wird von Christian Kravagna und Hedwig Saxenhuber kuratiert, die ihre Ziele folgendermaßen formulieren: »Das künstlerische Programm (...) folgt einem thematischen Schwerpunkt, der als diskursiver Raum das Verhältnis der einzelnen Projekte zueinander rahmt und die konzeptuelle Identität des Gesamtprogramms garantiert. Ausgehend von den Parametern des Nutzungsprofils von Lakeside (Wirtschaft/Technologie/Forschung) sowie seiner räumlichen Koordinaten (Region abseits großer Zentren; zugleich überregionale Vernetzung) ergibt sich ein Komplex von Fragestellungen, der die Bedingungen von Arbeit, Ökonomie, Wissensproduktion und Kommunikation in den Spannungsverhältnissen von lokalen und globalen, physischen und virtuellen Räumen betrifft und ihre Potenziale wie auch ihre Schattenseiten anspricht. Als Ort der kritischen Auseinandersetzung mit Facetten des Ökonomischen als Faktoren des Sozialen und Politischen, soll der KUNSTRAUM Lakeside künstlerische und theoretische Positionen vorstellen und diskutieren.«
Das Programm des KUNSTRAUMES umfasst permanente Projekte wie etwa die Wandgestaltung von Alice Creischer und Andreas Siekmann im Konferenzraum des Lakeside Parks , die die Dominanz transnationaler Konzerne visualisiert, und temporäre Installationen sowie Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen zu wechselnden Themenschwerpunkten.

KUNSTRAUM: Mo bis Fr, 15.00 bis 19.00 Uhr. Infos: www.lakeside-kunstraum.at

FIGUR von Otto Eder (1968)

Einen Abstecher wert ist auch die ständig wachsende Sammlung großer Steinskulpturen im östlichen Teil des Europaparks. Die ältesten Exemplare entstanden bei internationalen Bildhauersymposien in den Jahren 1968 und 1969. Besonders ins Auge sticht der riesige Steinkreis mit dem Namen DISKUSSION des Japaners Makoto Fujiwara aus mauthausener Granit. Das 1988 entstandene Werk des in Kärnten lebenden Chinesen Wu Shaoxiang fand ebenfalls seinen Weg in den Europapark. Bei einem weiteren Symposium 1995 erweiterte sich der Skulpturenpark u. a. um die Steinfigur VERÄNDERN des Österreichers Helmut Machhammer. Weitere Künstler sind u. a. Leo Kornbrust (Deutschland), Karl Prantl (Österreich), Otto Eder (Österreich), Janez Lenassi (ehem. Jugoslawien), David A. Zirhan (Frankreich) und Alois Chlupac (ehem. ČSSR).

Susanna Hippel
Ma Xuan *