EU/OTHERS
Verbindungsgänge


Die Rauminstallation EU/OTHERS thematisiert eines der folgenreichsten Gegensatzpaare der aktuellen sozio-politischen Geographie mit den Mitteln konzeptueller Kunst. Die auf sämtlichen Flughäfen Europas zu findenden Wegweiser, welche die Einreisenden in zwei Gruppen teilen, werden durch die Künstlerin in eine neue Umgebung gestellt, in der sie eine übergeordnete metaphorische Wirkung entfalten. In der Vorgangsweise der Tradition des »objet trouvée« (gefundenen Objekt) verhaftet, führt diese Arbeit weit über die innerkünstlerischen Fragestellungen der Verwendung von Alltagssymbolen hinausin den politischen Raum. Nur 20 Kilometer entfernt von der derzeitigen EU-Außengrenze erinnert das Werk (ursprünglich auf zwei Brücken in Ljubljana installiert) an die schwerwiegenden realen Auswirkungen des angesprochenen Gegensatzes und gleichzeitig an die Fragwürdigkeit seiner Unterscheidung. Auch geprägt durch ihre Herkunft aus Sarajevo, Bosnien Herzegowina, stellt die Künstlerin zugleichdie EU als neues Identifikationskonstrukt in Frage.

 

»Ich wusste sofort, auf welches Thema ich mich konzentrieren wollte. Als Staatsangehörige Bosniens kann ich nur wenige Staaten in der Welt frei (visumfrei) besuchen. Wenn ich nach Slowenien reisen will, brauche ich ein Visum, das ich nur für einen businesstrip bekomme oder wenn mich ein Freund einlädt. An der slowenischen Grenze betrete ich Slowenien durch den Eingang mit dem Schild »Others«. Wenn Slowenen in andere europäische Länder reisen, benutzen sie auch den Eingang für die »Anderen«. Wer sind diese »Anderen«? Was tue ich bei der Europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst als eine »Andere«? Grenzen sind nicht nur in unseren Köpfen, sie sind Fakten.«

Aus: Katalog: Manifesta 3, European Biennial for Contemporary Art, Ljubljana, 2000
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S·ejla Kameric·

wurde 1976 in Sarajevo geboren, wo sie auch lebt und arbeitet. Abschluß im Fachbereich Grafikdesign an der Akademie der Künste in Sarajevo. Seit 1994 arbeitet sie mit der Designergruppe TRIO und seit 1995 im Kreativ-Team FABRIKA Sarajevo. Für einige Arbeiten verwendete sie auch das Synonym Ejla Kameri. Kameric´s künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum entstehen in Reaktion auf das Vorgefundene und spiegeln immer ihr politisch-geografisches Bewusstsein.