VORWORT UND GEBRAUCHSANWEISUNG
Viele Österreicher kennen Slowenien, wenn überhaupt, vom Durchfahren. Manche, so genannte Deutschkärntner, rühmen sich sogar, noch nie dort gewesen zu sein. Ihre demonstrative Ignoranz ist Ausdruck provinzieller Anmaßung und der Geringschätzung slowenischer Kultur. Die Möglichkeit, dass die Begegnung mit dem südlichen Nachbarn bereichernd sein könnte, wird gar nicht erst in Betracht gezogen. Zu kultureller Voreingenommenheit und politischem Ressentiment gesellt sich meist noch ein anderes Vorurteil: dass Slowenien zwar eine schöne Bergwelt besitze, ansonsten aber dem Wanderer wenig zu bieten habe.
»Slowenien entgegen« versteht sich als Anleitung zu einer neuntägigen Wanderung von Klagenfurt nach Ljubljana, bei der man sich Schritt für Schritt von vorgefassten Meinungen verabschieden kann. Wer sich auf die vorgeschlagene Route einlässt, wird überrascht sein, wie reizvoll und abwechslungsreich die Landschaft in Slowenien auch »auf halber Höhe« ist. Manche Gegenden, etwa die Karstwälder bei Kamna Gorica oder das Hügelland bei Polhov Gradec, können sich durchaus mit klassischen Wandergebieten wie der Toskana oder der Provence messen. Selbst dort, wo sich die Ähnlichkeit mit Kärntner Gefilden nicht leugnen lässt, fällt der schonendere Umgang mit der Natur auf.
Aus dramaturgischen Gründen ist die Route recht verschlungen angelegt. Einerseits galt es, den Hauptverkehrswegen auszuweichen, andererseits möglichst verschiedenartige Landschaften und Ansiedelungen anzusteuern. Der Weg führt vorwiegend durch landwirtschaftlich geprägte Regionen, aber auch durch einsame Wälder, romantische Flusstäler und reizvolle Industriegebiete. Angenehme Kleinstädte und idyllische Dörfer liegen ebenso auf der Strecke wie bedeutende Kulturdenkmäler und Schauplätze der jüngeren Geschichte. So lernt der Wanderer Slowenien in vielen Facetten und jenseits touristischer Klischees kennen.
Die Reise beginnt an der Peripherie von Klagenfurt und endet am Stadtrand von Ljubljana. Beide Städte näher zu behandeln, hätte den Rahmen des Buches gesprengt. Umso eingehender befasst es sich mit den Orten am Wege und den jeweiligen Etappenzielen. Die Ortsbeschreibungen sind eine Mischung aus Vorgefundenem, Zugetragenem und Aufgelesenem. Etwaige Widersprüche und Unschärfen werden in den Zwischenkapiteln reflektiert. Eine weitere Ebene der Auseinandersetzung ist die der Fotografie. Letztlich obliegt es aber dem Wanderer, sich selbst ein Bild zu machen.
Obwohl »Slowenien entgegen« keine alpinistische Unternehmung ist (der höchste Punkt der Route liegt auf 1369 m), dürfen die Anforderung an Kondition und Ausrüstung nicht unterschätzt werden. Pro Tag müssen 20 Kilometer und mehr zurückgelegt werden, zumeist im stetigen Auf und Ab. Sie sind ohne festes Schuhwerk und ein Mindestmaß an Leidensfähigkeit nicht zu bewältigen. Mit wetterfester Bekleidung kann die Wanderung fast das ganze Jahr über (außer bei Tiefschnee) unternommen werden. Wer nicht die gesamte Strecke (in einem durch) wandern möchte, tut gut daran, zumindest zwei oder drei Tagestouren zusammenzuziehen. Nicht jeder Etappenort hat ideale öffentliche Verbindungen und nicht jeder verfügt über attraktive gastronomische Einrichtungen. Als Ein- bzw. Ausstiegsorte empfehlen sich – neben Klagenfurt und Ljubljana – vor allem Radovljica, Kranj und Škofja Loka.
Da nur etwa die Hälfte der Strecke markiert ist, sollten die Wegbeschreibungen möglichst genau befolgt werden und empfiehlt es sich – sicher ist sicher – die Mitnahme von Wanderkarten. Wer sich trotzdem verirrt, stelle sich der Herausforderung mit Neugier und Abenteuerlust. Auf entsprechende Kartengrüße und andere Rückmeldungen freuen sich
Wilhelm Berger, Gerhard Maurer & Gerhard Pilgram