[Kultur 2001-03-27]

Beben im Widerstand

Großes Grollen gegen Kulturreferent Jörg Haider:
Eine Musik-Performance im Rosental.

»Zeigt die Zähne, seid laut, seid sperrig und lasst euch nicht entsorgen.« Mit diesen Worten schloss Unikum-Protagonist Gerhard Pilgram seine Grundsatzrede gegen jene Kulturpolitik der Einschüchterung und des Kahlschlags, deren Auswirkungen das Universitätskulturzentrum bald nach Jörg Haiders Amtsantritt zu spüren bekam.

Trotz Subventionsentzugs zeigt das Unikum weiterhin die Zähne. Derzeit mit dem Zyklus »Beben/Potresi«, der am Sonntag in Weizelsdorf, quasi am Rande der durch das Rosental verlaufenden tektonischen Bruchlinie (periadratische Naht), »Großes Grollen« auslöste. Übrigens in einer unvorhersehbaren naturalistischen Inszenierung: Festgeklemmt über dem Bärental schwergraue Regenwolken, über der Hollenburg (die Forstverwaltung hat das Projekt unterstützt) ein doppelter Regenbogen.

Ein im Vorjahr vom Wind abgetragenes und ramponiertes Eisenblechdach diente als Klangkörper, war aber auch eindeutig Symbol für eine deformierte Kulturlandschaft. Mit sichtlichem Vergnügen schlugen Emil Kristof und Kollegen auf dem zerklüfteten Windgepäck aufmüpfige Töne an, denen das Richie-Klammer-Blechquartett Durchhalteparolen nachblies. Eine sinnliche-sinnige Widerstands-Sinfonie, die dem Blech nichts anhaben konnte, sieht man davon ab, dass es die Musiker im letzten Satz orangerot bemalten.

Als Zugabe wurde es von einem Kettenbagger auf die Schaufel genommen. Und genau das will das Unikum im Rahmen von »Beben/Potresi« auch mit dem Kulturreferenten machen. Pilgram: »Nehmt euch ein Beispiel am afrikanischen Kontinent. Stemmt euch gegen das Bärental!« (Uschi Loigge)



[Kultur 2001-03-27]

Unikum-Performance: »Großes Grollen«
Mit Blech und Bagger

Zugabe: Der Kettenbagger tanzt noch ein bisschen auf dem Blech herum. Aber auch das reicht nicht, um es endgültig zu beseitigen. Kleiner kriegen, ja, zerstören, nein: Das bleibt als Botschaft des »Großen Grollens«, mit dem das Unikum am Sonntag in Weizelsdorf zum Widerstand gegen eine restriktive Kulturpolitik aufrief.

Was noch bleibt: Die bestürzend lange Liste der unter Kulturreferent Haider finanziell ausgehungerten freien Kulturgruppen Kärntens. Und die Erinnerung an eine mitreißende Performance: Da diente ein windzerknülltes Blechdach als Schlaginstrument, Verstärker, Unterstand für Blasmusiker, Turngerät, Prügelknabe und letztlich »blutendes« Symbol. Und trotz berechtigten großen Grolls war den Schlagwerkern rund um Emil Kristof der Spaß an der (zuletzt farbspritzenden) Freud' ebenso anzumerken wie den zahlreichen Zusehern die Faszination am abschließenden Vernichtungsballett des Kettenbaggers. (Frieda Stank)