Vertikale Wege
Reisen mit dem Unikum:
Direktverbindung in die »schöne Öde«, Alltag inklusive.
Feistritz im Rosental, Cave del Predil und Jesenice
drei ehemalige Industriestandorte mit
einer Gemeinsamkeit: die niedergehende Arbeiterkultur und der Verfall.
Und damit geradezu
prädestiniert für eine Unikum-Reise in die »Schöne
Öde/Lepa pusca/Bella brulla«, die diesmal
unter dem Titel DECAY & READYMADE stand und Fotoarbeiten in den öffentlichen
Raum
installierte (die Ausstellungen kuratierte die Künstlerin Inge Vavra).
Nicht nur Schwelgen
im optischen Reiz dieser Orte, die ihre Blütezeit hinter sich haben,
war da angesagt,
sondern auch die Suche nach den »vertikalen Wegen«, die in
die Gegend und ihre
Geschichte tiefer einzudringen vermögen.
Wegrand. In Feistritz im Rosental wurde tatsächlich
ein alter Weg freigelegt,
der nun wieder vom Gasthaus Kurasch hinunter zum Fluss unter dem Werksgelände
führt,
wo im Dickicht noch Mauerreste eines Hammerwerkes zu finden und ein ehemaliges
Wohnhaus zu erahnen sind. Am Wegesrand stehen Metallbänke, in ihre
Sitzflächen
eingelassen sind Fotoarbeiten des italienischen Künstlers Stefano
Ghesini, der aktuelle
Industriefotos und historische Aufnahmen aus dem Alltagsleben der Feistritzer
montierte.
Wünsche. Das Künstlerpaar Dejan Habicht &
Tanja Lazetic aus Slowenien suchte an
allen drei Orten einen Wohnraum aus, der sich als großformatiges
Fotopatchwork im
Außenraum wieder findet private Wohnungen als Ausdruck persönlicher
Wünsche
und Träume sowie der Gegensatz von Privatheit und Öffentlichkeit
stehen im Zentrum
ihrer Arbeit. Der österreichische Künstler Wolfgang Sohm fordert
die Bevölkerung zum
Mitmachen auf und verteilt Wegwerfkameras.
Dasselbe Setting auch in Cave del Predil nur
wirkt es in dieser schroffen Landschaft,
in der der aufgerissene Berg mitten in dem ehemaligen Bergbauort ausläuft,
abstrakter.
Auch die Bewohner hier zeigen Interesse, einige vom Wohnzimmerfenster
aus, andere
schauen sich schon in der Galerie am Bergwerksgelände um, die ihre
eigene Geschichte
und die Geschichte ihres Ortes so vielfältig und vieldeutig wiedergibt.
A. Ribitsch
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