••• Johannes Puch: Rezepte
 
Ay-Ei Captain!  
Gefüllte Eier
4 Hühnereier in 8 Minuten so weit kochen, dass das Eigelb im Kern noch cremig ist. Die Eier der Länge nach halbieren.
Das Eigelb herausnehmen, mit etwas Butter schaumig rühren und mit Senf, fein gehackten Kapern, Salz und Pfeffer verfeinern. Die Farce sodann mittels Spritzbeutel wieder in die Eihälften füllen und mit Sardellenringerln garnieren.
Alternativ dazu und für besondere Anlässe nimmt man statt der Sardellen feinsten russischen Belugakaviar oder hobelt weiße Trüffel (Piemont, Istrien) darüber.
Die Eier auf einem Blatt Eisbergsalat und mit Toastbrot anrichten.
Dazu nach Belieben ein Glas Krimsekt oder ein Glas Champagner.
 
Brennesselsuppe  
Ganz egal ob bei schwerer See oder wenn sich die Wogen wieder geglättet haben (auch gesellschaftlich oder politisch gesehen): Eine Brennnesselsuppe ist immer ein Gewinn. Der hohe Anteil an Spurenelementen und Eisen beugt der Blutarmut vor; und ihre entgiftende Wirkung regt den Stoffwechsel derart an, dass man manchmal aufpassen muss ... egal.
Beides sorgt für klaren Geist und körperliche Leichtigkeit.
Brennnessel kommen überall vor, so die gängige Meinung. Als Pionierpflanzen erobern sie sich jedes Terrain. Hinter dem Haus, im Wald und auf der Wiese und ganz bestimmt auch in den Ritzen alter Schiffsplanken. Niemand wird den Brennnesselsammler seines Grundstücks verweisen. (Hartgesottene tun dies ohne Gummihandschuhe, die ja in Zeiten erhöhter Ansteckungsgefahr an anderer Stelle viel notwendiger gebraucht werden.)
2 x 2 Handvoll Brennnessel - man zupfe von jüngeren Pflanzen immer die Blätter an der Spitze ab
1 kleine Zwiebel
Öl
100 g Kartoffeln, geschält
Gemüsebrühe oder Suppenwürze
2 Scheiben Schwarzbrot
Zwiebel klein schneiden und in Öl anschwitzen.
Mit Gemüsebrühe aufgießen.
Brennnessel und die klein geschnittenen rohen Kartoffeln dazu geben Die Suppe 15 Min. leise köcheln lassen. Anschließend mit dem Mixstab pürieren.
Inzwischen die Schwarzbrotscheiben würfeln und mit etwas Salz in Öl rundherum anbraten.
Servieren sie die Suppe mit den knusprigen Brotstücken.
Ein Glas Sauvignon aus dem Weinviertel passt ob seiner feinen Brennnesselnoten hervorragend.
 
Eismeersaibling in einer Kruste aus Meersalz  
Der Eismeersaibling lebt in seiner Wildform wie der Lachs als anadromer Wanderfisch, der vom (Eis-)Meer zum Laichen in die Flüsse seiner Herkunft aufsteigt.
Bei diesem Rezept wird der ganze Fisch in eine Kruste aus Meersalz gepackt, worin er im Ofen »schmurgelt« bis er gar ist. Das Salz selbst dringt nicht in den Fisch ein. Ein Gericht, so delikat wie einfach, das außerhalb der Offiziersmesse wohl niemanden auf einem Schiff erfreuen wird.
1 Eismeersaibling von etwa 1-1,5 kg
3 kg grobes Meersalz (das günstigste, das Sie bekommen können)
bestes Olivenöl
Weißbrot
Heizen Sie den Ofen auf 180° Celsius vor.
Geben Sie das Salz in eine große Schüssel und vermengen Sie es mit etwa 1/8 l Wasser oder Weißwein.
Auf einem Backblech eine 1 cm Schicht Salz aufbringen, gerade so groß, dass der Fisch gut draufpasst.
Legen sie den küchenfertigen Saibling auf das Salz. Die Bauchlappen müssen so aufeinanderliegen, dass kein Salz in den Fisch eindringen kann. Sonst ist er hinterher doch versalzen.
Decken Sie den Fisch mit dem restlichen Salz-Sterz vorsichtig und vollständig zu.
Garen Sie den Fisch auf dem mittleren Einschub bei 180° Celsius etwa 40 min. Nehmen Sie den Fisch nach Ende der Garzeit aus dem Ofen. Legen Sie ein Geschirrtuch über die heiße Salzkruste und klopfen den salzigen Mantel vorsichtig mit dem Fleischhammer auf. Entfernen Sie das lose Salz sowie die Haut des Saiblings und richten das Fleisch auf den vorgewärmten Tellern an. Ziehen Sie einen dünnen Streifen Olivenöl darüber.
Dazu passen Weißbrot, ein einfacher Blattsalat und ein Glas Malvasia.
Anmerkung: Eismeersaiblinge bekommt man auch unter dem Marketing-Namen »Alpenlachs«. Sehr gute Ware ist bei Gottfried Jenschatz und seiner Fischzucht »Karawankenfisch« in Ebriach/Obirsko bei Bad Eisenkappel/Železna Kapla erhältlich.
Sie können für dieses Rezept auch andere Fische mit festem Fleisch aus Süß- oder Salzwasser verwenden, etwa Forelle, Seeforelle, Huchen, Lachs. Ganz besonders delikat werden Meeresfische wie Branzin, Dorade, Steinbutt, um nur einige zu nennen.
 
InlÄnder Rum 80 % – The Spirit of Austria  
Hartnäckig hält sich die Meinung, Seeleute würden ausschließlich Rum trinken. Beim Inländerrum handelt es sich um kein empfehlenswertes Getränk. Aufgrund seines irrsinnig hohen Alkoholgehaltes sowie seines grauenvollen Geschmackes ist dieser Rum eigentlich nur für äußere Anwendungen geeignet!
Wenn man Inländerrum aber dennoch einmal genießbar machen wollte - so könnte es gehen:
Man nehme 2 cl Inländerrum in ein Glas, das so groß ist, dass mindestens dieselbe Menge an Eis hinein passt. Wenn beides im Glas ist wartet man, bis das Eis komplett geschmolzen ist. So verringert man den Alkoholgehalt auf immer noch stattliche 40 % und der üble Geschmack wird etwas verwässert.
 
Einsames Matrosensushi – »NUR I«  
Selbst wenn er sein Mahl ganz alleine einnehmen muss, sollte sich der Matrose Zeit und einen sauberen Teller zur Hand nehmen, um ein appetitliches, wohlschmeckendes, ausgewogenes, wenn auch einfaches, Mahl zu genießen.
Man öffne eine Dose Sardinen, vorzugsweise vom portugiesischen Fischkonservenhersteller NURI (oder ein ähnlich hochwertiges Produkt).
Die eingeweichte Gurkenscheibe sowie die Chillischote haben ihre Schuldigkeit getan und werden entfernt.
Nun heben Sie die Fischstücke vorsichtig aus der Dose und lassen das Konservenöl gut abtropfen.
Legen Sie nun einige Salatgurkenscheiben auf den Teller und drapieren Sie darauf die Sardinenstücke. Schneiden Sie von einer roten Zwiebel (etwa der Sorte Tropea) hauchdünne Ringe und verteilen diese (nach Lust und Geschmack) auf dem Fisch. Mit ein paar Spritzern Zitronensaft (hilft gegen Skorbut!) und frischem, allerbestem Olivenöl sowie etwas Pfeffer aus der Mühle bekommt das Gericht den letzten Schliff.
Wer die Gurke aus der Dose arg vermisst, der reiche extra Gewürzgurkenscheiben dazu.
Aber bitte frisch aus dem Gurkenglas!
Dazu passen Schwarzbrot und Weißbrot gleichermaßen gut. Ein Glas Grüner Veltliner aus dem Weinviertel, aber auch ein eiskalter Aquavit harmonieren bestens.
 
Salat »Skorbut«  
Als man zu Captain James Cooks Zeiten endlich herausfand, dass man Skorbut mit Sauerkraut besiegen konnte, lud dieser seine Mannschaft in die Offiziersmesse und stopfte vor deren Augen Unmengen Sauerkraut in sich hinein. Da die Mannschaft annahm, dass der Captain nur Delikatessen zu sich nähme, taten sie es ihm gleich. Mit diesem Trick brachte James Cook seine Leute, die sich sonst von Trockenfleisch und Rum ernährten, dazu, sich an das Saure Kraut zu gewöhnen.
500 g Sauerkraut
durchzogener Bauernspeck
½ weiße oder rote Zwiebel
Kürbiskernöl
Sauerkraut (ungekocht!) in eine Schüssel geben, Speckwürfel in einer Pfanne anbraten, Zwiebel in Ringe schneiden und im Fett des Specks anziehen lassen. Zwiebel und Speck zum Sauerkraut (Zimmertemperatur) geben, locker umrühren und mit Kürbiskernöl verfeinern.
Dazu passt eine Scheibe Schwarz- oder Knäckebrot. Zweiteres bietet sich nicht zuletzt deshalb an, weil es lange haltbar ist und somit auf lange Seereisen ins Ungewisse mitgenommen werden kann.
Begleitgetränke: ein Glas Altsteirer oder einfach frisches Süßwasser.
 
Zirbenschnaps  
Ein gutes, sehr gesundes Getränk (und gut für´s Herz!) ist der Zirben-Ansatz-Schnaps, wie er richtigerweise heißen müsste. Diese Wortkombination beschreibt auch schon fast das ganze Rezept, ergänzt um den Rohrohrzucker, der vor einigen Wochen in der Karibik an Bord genommen wurde.
Zirben muss man jedoch in den Bergen suchen. Doch Vorsicht: In Kärnten etwa gilt eine Sammelbeschränkung von drei Zirbenzapfen pro Tag und Mensch. Wer mehr von diesen wunderbar duftenden »Tschurtschen« klauben möchte, muss Grenzen überwinden: entweder die des Gesetzes (was aber schlecht für den Fortbestand der Zirbe ist), oder in die Steiermark fahren, wo die Beschränkungen lockerer sind.
Man nehme 1l Korn (der vom Hofer sei der Beste, sagen Experten*innen)
4-5 Zirbenzapfen in Scheiben geschnitten
125 g Rohrohrzucker
Den Zucker im Schnaps auflösen, die Zirbenzapfenscheiben dazugeben und alles in einem Einmachglas mindestens 2 Wochen durchziehen lassen. Danach die flüssigen von den festen Stoffen trennen und (in Maßen) genießen.
Im Zirbendusel bei perfektem Herzschlag und mit einem Lächeln im Gesicht träumte schon so mancher Kapitän von einer feschen Gallionsfigur, ganz aus ebensolchem Holz geschnitzt.