I. Zeit | Čas | Tempo II. TAKT | TAKT | BATTUTA III. ALTER | STAROST | ETÀ IV. Casa del Popolo | Val Pesarina
Zeit ist Geld, sagt man und ohne Geld ka Musi, sagt man auch, daraus folgt: Ohne Zeit keine Musik. Offenbar braucht Musik Zeit, um als Klang zu entstehen, sich zu entwickeln, zu verklingen.

Nicht irgendeine Zeit ist es, es ist eine geordnete, strukturierte Zeit mit dem Maß, das wir von der Zeit her kennen, darin der Uhr gleich, zumindest verwandt, und gemessen mit der Zahl. Die europäische Musik, die letztlich erfolgreich zu globaler Musik geworden ist, ist ohne gezählte Zeit nicht denkbar. Und das in verschiedensten Anwendungen und Funktionen:

Die Zeit, die time, wie U-Musiker das Tempo eines Musikstücks nennen, ist verantwortlich für die Geschwindigkeit, die auch mit Tempo bezeichnet wird. Dieses Tempo steckt im Korsett des Taktes und dieser, der Takt, wird in Zahlen angegeben, meist in Bruchzahlen, wobei der Nenner die Schläge pro Minute, der Zähler die Gewichtung von Musik bewirkt. Das ist der Unterschied zwischen Polka, Walzer, Take Five und dem Balkan 7/4 . Klar?
Seit Johann Nepomuk Mälzel 1816 eine Maschine erfunden hatte, die es ermöglichte, die Taktschläge pro Minute von 40 bis 208 einzustellen, hat die präzise Tempogestaltung von Musik in Europa Einzug gehalten. Sein Metronom genanntes Gerät zeigt sichtbar die Pendelschläge an, dabei hörbar tickend. Gleichsam eine laute Pendeluhr mit variabler Schlagfolge. Beethoven hat diese Neuerfindung begeistert verwendet, z. B. in seiner 9. Sinfonie, für einen Gehörlosen augen- und ohrenscheinlich ein Gewinn.

Den musikalischen Takt zu schlagen obliegt dem Schläger, auch Schlagzeuger genannt, der für den beat verantwortlich ist. Große Ensembles, Orchester, brauchen dafür eigens einen Spezialisten, Dirigent genannt, ausgestattet mit einem dünnen Stäbchen, der Baguette, die den wuchtigen Taktstock abgelöst hat, den wir nur noch bei Trachtenkapellen und Blasmusikumzügen in der Hand der Kapellmeister antreffen.

Kleiner musikgeschichtlicher Exkurs: Dass Taktschlagen lebensgefährlich, ja tödlich sein kann, zeigt das Schicksal von Jean-Baptist Lully, der anlässlich des Dirigats seines Te Deum zur Genesung des französischen Königs sich mit dem riesigen Taktstampfer auf den Fuß geschlagen hatte, worauf sich eine Blutvergiftung bildete, an der er 10 Wochen später starb.
Unterschiedliche Tonhöhen werden durch Intervalle angegeben, auch die bedürfen der Zahlen, diesmal sind es allerdings Ordnungszahlen, der Erste, Zweite, Dritte. Prim, Sekund und Terz etc. Pythagoras soll schon die Qualität unterschiedlicher Tonhöhen mit Hilfe des Monochords gemessen haben und die einzelnen Intervalle mittels Zahlenproportionen angegeben haben: 1:2, 2:3, 3:4.
In der Obertonreihe können wir ebenfalls Zahlenrelationen vorfinden und darstellen. Wie käme Arnold Schönberg ohne Zahl zur Dodekaphonie? Harmonielehre zum Dreiklang, Formenlehre zu Bezeichnungen durch Zahlen? Aber: Wenn wir Musik hören, hören wir keine Zahlen. Manche, ja viele können in der Musik nicht bis 3 zählen und genießen den Klang auch ohne Wissen um die gezählte Zeit, die Zahlenproportionen, Metronomzahlen und andere digitale Definitionen.
Andererseits: Hört der oder diejenige, der/die all diese Zahlenbeziehungen kennt, die Musik anders, besser, differenzierter, reicher? Oder eher belasteter? Demnach: Lenkt Wissen und Denken von der Sinnlichkeit des Hörens ab? In der Antike und im frühen Mittelalter galt die Meinung, dass der höchste Wert der sogenannten Sphärenmusik gebührte, einer Musik, die allerdings nicht vernommen, sondern nur gedacht werden konnte. Eine Musik also für das Hirn und nicht für das Ohr.
John Cage hat die Nichtmusik, die Pause, mit seinem Werk 4'33'' zu einem fulminantem Höhepunkt geführt. Das Klavieropus in drei Sätzen wurde vom Pianisten in der exakten Zeit von 4 Minuten und 33 Sekunden nicht gespielt.