Motive aus dem Roman Die Wiederholung von Peter Handke sind Anlass für eine literarische Landnahme im slowenischen Karst. Wortgewaltig und bildreich erhebt der Autor die von Kalkstein, Dolinen und Kiefern geprägte Kulturlandschaft zwischen Komen, Gabrovica, Hruševica und Tomaj zum Sehnsuchtsland, das er auf der Suche nach seinen slowenischen Wurzeln bis zum Zerfall Jugoslawiens oft bereist.
Mit Hilfe von Google Translate, digitaler Stimmen, eines Karstwurlitzers, mehrerer Akteure und nicht zuletzt unter Beteiligung des Publikums werden Handkes Stilelemente in einer mehrstündigen inszenierten Aktion fragmentiert, verfremdet, dekonstruiert und wieder neu zusammengestellt, ohne dabei an Substanz und Poesie zu verlieren. Die aus Begriffen, Orten, Wegen und Landstrichen entstehende Landkarte wird zu einem imaginären Staatsgebiet ausgerufen: Ein Notizbuch dient als Reisepass, Wandernde bilden das Staatsvolk, der Obstbau wird zur Stütze der Volkswirtschaft, Slowenisch zur empfundenen Landessprache, Wanderstab und -schuhe zu Staatsinsignien.
Schauplatz der mehrstündigen Aktion ist das malerische Karstdorf Pliskovica, das eine ungewöhnliche Dichte an gut erhaltenen alten Steinhäusern aufweist und schon wegen des ursprünglichen Ortsbildes den Besuch wert ist. Hier sind die historischen Karsthäuser noch in der Überzahl und laden gleich mehrere Weinbauern mit gemütlichen Innenhöfen und Gewölbekellern zur Einkehr.
Noch lohnender ist die Kulturlandschaft in der Umgebung, die kundige Leute mit einem besonders reizvollen Lehrpfad, Pliskina pot, erschlossen haben. Auf dem etwa 8 km langen Rundkurs, der mit Koso­velje ein weiteres Dorf mit Charakter einbezieht, lernt man ein altes, fast unversehrtes Weidegebiet in all seiner Vielfalt und Schönheit kennen. Von bleibendem Eindruck sind die unterschiedlichen Dorfansichten, der idyllische Rastplatz am Rande einer großen Lichtung sowie ein wunderschöner Kulturpfad im letzten Abschnitt.