Foto: Gerhard Pilgram | Sveti Jurij bei Šmihel pod Nanosom

8.2 KESSELTREIBEN
Wanderung von Postojna nach Predjama
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der gesamten Etappe

Berühmt für seine Tropfsteinhöhle, ist Postojna an der Erdoberfläche kein Hort der Schönheit. Weder das gesichtslose Zentrum noch die zersiedelte Peripherie lohnen den längeren Aufenthalt; auch die Grotten sind, weil vom Massentourismus vereinnahmt, nicht jedermanns Sache. Also kehrt man der Stadt ohne Wehmut den Rücken und freut sich, überraschend schnell in (fast) unversehrtes Gefilde zu gelangen.
Es ist die Postojnska kotlina, der Adelsberger Kessel, aus dem man bei dieser Wanderung aus dem Vollen schöpft. Schon bei Veliki Otok, unweit der jama, taucht man in diese fruchtbare Senke ein, die von der Nanoščica, einem aufgetrennten Wollfaden gleich, entwässert wird. Auf angenehmen Feldwegen sucht man ihre Nähe, ehe man auf einem versteckten Steg die Seite wechselt und die hübschen Feldgärten von Mali Otok besichtigt. Ein Rehbock hechtet ins Gedachs, drei Katzen staksen durchs Gras, müde regelt eine Vogelscheuche den Verkehr. Eine staubige Straße führt nach Hrašče, das die Gegenwart links liegen gelassen hat. Ziegel fallen von den Dächern, Mauern zerbröseln, ein bunt bemalter Löwe hält Wache am Gulli. Zwei Kirchen prägen den nächsten, besonders harmonischen Abschnitt. Herrschaftlich erhebt sich Sveti Martin vor der Kulisse des Nanos, vergleichsweise spitzbübisch sitzt Sveti Jurij auf einem der Hügel. Ein idealer Weg, teils über Viehweiden, teils entlang des Flusses, und stets im Offenen, verbindet die beiden Orte. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich die Schönheit von Landol. Sie verbirgt sich in der Vision seiner Wirtsleute, die hier einen Neubeginn wagen. Die weisen einem auch den Schleichweg nach Predjama, der, erst einem Kamm, dann einem Bächlein folgend, das reine Vergnügen ist. Am Zielort angekommen, setzt man sich zum Wein und lässt wie im Kino das Schlussbild auf sich wirken: des Ritters Erasmus Höhlenburg, umrahmt von einem Felsen aus Papiermaché.